Salzburg: Gesamt-Verkehrsstrategie - Konzept Unterkofler | Reaktion "Der große Auswurf"
Man präsentierte eine erste Änderungsstufe mit drei Linien und zeigt gar kein Gesamtkonzept mehr. Warum nicht? Hat man Angst vor Widerstand oder sind die Änderungen so gravierend, dass die Zerstörung des Obusbetriebs befürchtet werden muss?
Der große Auswurf
Am 21.12.2021 wurde die Vizebürgermeisterin Dr. Barbara Unterkofler in den Salzburger Nachrichten zitiert, dass es 30 Jahre lang keinen großen Wurf mehr im öffentlichen Verkehr gegeben habe. Was sie damit meinte ist nicht nachvollziehbar, doch das präsentierte Obuskonzept kann sie nicht als den jetzigen großen Wurf für 2022 gemeint haben.
Man präsentierte eine erste Änderungsstufe mit drei Linien und zeigt gar kein Gesamtkonzept mehr. Warum nicht? Hat man Angst vor Widerstand oder sind die Änderungen so gravierend, dass die Zerstörung des Obusbetriebs befürchtet werden muss? Fragen, die politisch noch zu klären sind.
Doch wenden wir uns jetzt dem am 24.01.2022 präsentierten „Wurf“ zu.
Leidet die Vize-Bürgermeisterin der Stadt Salzburg unter massiven Gedächtnislücken ?
Im heutigen ORF-Beitrag ist folgendes Zitat zu lesen: "Die veröffentlichten Informationen zum neuen Verkehrskonzept sind nicht von mir in die Öffentlichkeit getragen worden und inhaltlich unrichtig."
Das vorgelegte Gesamtverkehrskonzept der Frau Vizebürgermeisterin kommt als Mogelpackung daher und präsentiert im Grunde das Konzept vom Dezember. Vor allem die Kritik an den "Umwegen" durch ungerade Linienführungen zielt genau auf die Obuslinie 2 ab, die im ersten und gleich vehement widersprochenen Entwurf deutlich Federn lassen musste: keine Bedingung des Bahnhofs, keine Eichstraßenbrücke etc.
Doch diese Linie zeigte man der Presse nicht mehr, die spart man sich wohl auf. Die Einbindung der Postbuslinien zeigt auch deutlich, dass sich der verdichtete Takt nicht aus den Obus- und Albuslinien ergeben wird und sich auf den Außenästen Verschlechterungen ergeben werden. Es darf davon ausgegangen werden, dass z.B. die Obuslinie 6 irgendwann komplett auf einen 15-Minuten-Takt ausgedünnt werden wird.
Teil-Liniennetz | Konzept Unterkofler 2021/2022 | Linie 8, 9, 12
Zum aktuellen Unterkofler-Papier gibt es folgende Punkte zu den Linien 8, 9 und 12 anzuführen:
Die Linie 8 von der Josefiau über Leopoldskron und Aiglhof zur Messe kann keine Obuslinie mehr sein, da:
• zu wenig Oberleitung vorhanden • Durchfahrt beim Leopoldskroner Bad mit 25 Tonnen Obus und über die Sinnhubstraße sehr gewagt und aktuell auch verboten ist • Die Errichtung von Oberleitungsmasten in diesem Bereich wurde in den letzten 20 Jahren mit der Begründung, dass der Boden über keine ausreichend Festigkeit verfügt abgelehnt • kein Ablösepunkt der Salzburg AG wird angefahren (Polizeidirektion, Hanusch-Platz oder Bahnhof), was zwingend für den Fahrbetrieb ist
außerdem:
• kein Einsatz von 18,75-m e-Obussen auf dieser Linie gerechtfertigt, wenn das Zentrum komplett umfahren wird • keine Messeverbindung zum Hanusch-Platz mehr, was aber die Messe einfordern wird • wer braucht vom Akademischen Gymnasium eine Direktverbindung zur Messe? • keine umsteigefreie Obusverbindung mehr von Alpenstraße über den Äußeren Stein Richtung Lehen, es bleibt nur die doppelt angefüllte Linie 7 alle 10 Minuten am Äußeren Stein mit der Linie 3 als Zubringer. Ein Rückschritt bis in den Jänner 1989 zurück! • der Aiglhof / Reichenhaller Straße werden dann fast vollständig vom Hanusch-Platz abgeschnitten, es bleiben nur die Linien 9 und 28 über den Müllner Hügel, über den Karajan-Platz gehts dann gar nicht mehr zum Aiglhof und retour. • 3 Linien mit Endstation Josefiau (8, 12, 22) geht aus Platzgründen nicht!
Die Linie 9 und 12 macht nur als Gesamtlinie Sinn, wenn die Linien zusammengelegt werden und durch die Gaswerkgassenunterführung geführt werden, da es sonst durch die Linie 12 einen fast ausschließlichen Parallelverkehr mit der Linie 2 zwischen Böhm-Ermolli-Straße und Sterneckstraße und in der Klessheimer Allee mit der Linie 1 und 28 gibt (Überangebot). Eine Taktverdichtung beider Einzellinien auf 10 Minuten würde dazu führen, dass am Europark 18 Obusse pro Stunde abfahren würden. Geben das die Fahrgastzahlen überhaupt her?
Außerdem gehört dann die Linie 9 nach Klessheim verlängert und die Linie 1 zum Europark verkürzt, um dort die Fahrzeugsituation zu verbessern, denn da sind nicht nur die Obusfahrer, sondern auch die Fahrgäste schon jetzt oft heillos überfordert.
Also: Der erste Änderungsschritt bringt die Abschaffung der Obuslinie 8 und als verdichtete Einzellinien machen die Linien 9 und 12 keinen Sinn und es fahren nur noch mehr Obusse auf den mit Autos verstopften Straßen ohne dem Fahrgast wirklich einen Mehrwert zu bieten. Das ist nicht der große „Wurf“, eher ein „Auswurf“ und der Beginn einer geplanten Zerstörung des Obusnetzes, um dem Auto wieder mehr Platz in Salzburg zu geben.
Text: Sebastian Krackowizer