Alles neu im Allgäu! Mit Go-Ahead Bayern von München nach Lindau
Das ist das neue Elektronetz Allgäu
Videobeschreibung:
Vom Fahrplanwechsel am 12. Dezember an ist mit GoAhead Bayern ein neuer Regionalzuganbieter im Allgäu unterwegs. Ich konnte mir die neue Verbindung und die neuen Züge bereits vorab ansehen. In diesem Video bekommt ihr die wichtigsten Fakten und meinen Eindruck.
Danke an GoAhead Bayern für die Möglichkeit zu diesem Dreh.
Weiterführende Informationen:
Das Videoskript zum Nachlesen
Go-Ahead Bayern bietet eine zweistündliche, schnelle Verbindung zwischen München und Lindau
Vom Fahrplanwechsel am 12. Dezember an gibt es in Bayern und Baden-Württemberg mit dem Elektronetz Allgäu eine neues Regionalzugangebot. Als neuer Anbieter mit neuen Zügen verbindet das private Eisenbahnverkehrsunternehmen GoAhead Bayern nun München, Memmingen und Lindau. Dies geschieht im Stundentakt, allerdings mit unterschiedlicher Geschwindigkeit und nicht immer auf der gesamten Strecke: alle 2 Stunden fährt GoAhead direkt von München Hbf. nach Lindau Reutin. Die Zwischenhalte sind München Pasing, Buchloe, Türkheim, Mindelheim, Memmingen, Tannheim, Marstetten-Aitrach, Aichstetten, Leutkirch, Kißlegg, Wangen, Hergatz und Lindau-Insel. Gesamt dauert diese Fahrt 2 Stunden und 47 Minuten.
Langsamere Verbindungen zwischen Memmingen und Lindau bzw. München
In der jeweils anderen Stunde, in welcher der ECE München-Zürich die beiden Städte München und Lindau verbindet, wird von München aus nur bis Memmingen gefahren, dafür werden zusätzlich noch Geltendorf, Kaufering und Rammingen sowie Stetten und Sontheim in Schwaben bedient. Auch in die andere Richtung gibt es eine zweite, langsamere Verbindung. Diese startet in Lindau-Insel und fährt mit Halt in allen Unterwegsbahnhöfen ebenfalls bis nach Memmingen. Aus diesem Grund profitiert Memmingen auch stark von den neuen Verbindungen. So gibt es von der rund 45.000 Einwohner großen Stadt nun stündlich schnelle Direktverbindungen nach München und Lindau: entweder mit dem Eurocity oder mit GoAhead. Von Leutkirch in Richtung Memmingen fuhr bisher unter der Woche jede Stunde ein Zug, und am Wochenende in jeder zweiten Stunde. In Richtung Lindau gab es generell nur alle zwei Stunden eine durchgehende Verbindung. Das ändert sich nun grundlegend; es gibt künftig täglich einen Stundentakt mit durchgehenden Zügen von Lindau nach Memmingen, die in jeder zweiten Stunde über Memmingen hinaus bis nach München fahren.
Die Stadler FLIRT3 Züge
Neu sind aber eben nicht nur die Verbindungen auf der erst seit einem Jahr vollelektrifizierten Strecke sondern eben auch die Züge. Hier setzt GoAhead wie auch bisher auf FLIRT3-Fahrzeuge von Stadler. Die 22 Einheiten haben je 216 Sitzplätze, bieten Fahrradstellplätze barrierefreie Toiletten und WLAN. Kofferablagen bieten zusätzlichen Stauraum für Fahrgäste mit viel Gepäck. Die Sitzabstände sind für einen Regionalzug angemessen und es gibt große Klapptische beziehungsweise unterschiedlich große Seitentische an den 4er SItzgruppen. Auch die Beschleunigung ist recht ordentlich, die Fahrzeuge bleiben aber trotzdem laufruhig.
Die 160 km/h schnellen Züge sind auf eine Einstiegshöhe von 55 cm ausgelegt, wodurch in vielen Bahnhöfen der Ein- und Ausstieg barrierefrei erfolgen kann. Bei vielen anderen Bahnhöfen wird eine Trittstufe ausgefahren oder der Bahnsteig ist höher als die Einstiegskante des Zuges. Auch eine Rollstuhlrampe ist verbaut. Allgemein ist nahezu der gesamte Zug durchgängig stufenlos. Nur an den Zugenden finden sich Stufen. Die Barrierefreiheit führt wie in den meisten aktuellen Stadler-Zügen auch hier zu einem steten Auf und Ab, das aber mit Hinblick auf den Vorteil der Inklusive auf jeden Fall verkraftet werden kann.
Die Züge sind spiegelgleich ausgeführt, an jedem Zugende befindet sich also ein kleiner 1. Klasse Bereich. Dieser weicht aber abgesehen von seinem Abteilcharakter fast gar nicht von der 2. Klasse ab. Weder bei den Sitzen, noch den Tischen, noch bei der Anzahl der Steckdosen. Lediglich die Kopfstützen sind etwas breiter.
Bemüht hat sich GoAhead auch beim Fahrgastinformationssystem: ähnlich wie in den ICEs wird zu jedem Halt auf den zahlreichen Monitoren ein Bild des Ortes angezeigt. Und die Stimme der automatischen Ansagen weist einen regionstypischen leichten Akzent auf.
Der hell gestaltete Innenraum gefällt gut, gerade auch in Kombination mit den blau gestalteten Teilen im Türbereich. Blau und weiß ist auch der Außenbereich des Zuges, entsprechend den Farben der bayerischen Flagge. Die weißen Akzente in Wellenform ziehen das GoAhead Logo über die gesamte Seite des Zuges. Dieses Design wirkt zwar frisch und dynamisch, weckt aber bei dem ein oder anderen auch Assoziationen mit einem allseits bekannten Onlineversandhändler.
Links: Stadler FLIRT im Go-Ahead Bayern Design Copyright: Go-Ahead Bayern, Fotograf: Leon Prochaska Rechts: Stadler FLIRT im Go-Ahead Bayern Design Copyright: Go-Ahead Bayern, Fotograf: Winfried Karg
Disput zwischen Go-Ahead und Stadler über die Wartung der Züge
Dass die Züge nun geliefert und einsatzbereit sind, war einige Zeit lang nicht als sicher anzusehen. Denn Stadler blockierte die Auslieferung, als GoAhead Bayern bekannt gab, den Auftrag für die Wartung der Fahrzeuge und den Bau eines Instandhaltungswerks an die TMH, die russische Transmashholding zu vergeben. Dies stellte in den Augen des Herstellers einen Vertragsbruch dar, ich hatte in BahnNews darüber berichtet. Glücklicherweise konnte man sich noch zeitgerecht einigen, um gerade noch rechtzeitig vor Fahrplanwechsel alle notwendigen Tests durchzuführen.
Service & Pünktlichkeit
Neben den neuen Zügen möchte GoAhead auch mit gutem Service punkten: in jedem Zug ist ein Kundenbetreuer mit an Bord und das Rollmaterial soll besonders sauber gehalten werden, verspricht man. Als Novum wird zudem die Entfernung von Graffitis an den Zügen innerhalb von maximal 18 Stunden versprochen.
Noch keine Erfahrungen gibt zum Thema Pünktlichkeit. Da sich GoAhead die oft eingleisige Trasse mit dem Eurocity-Express und weiteren Regionalzügen teilen muss, werden kleine Verspätungen anderer Züge große Auswirkungen auf alle haben. Auch die geteilte Trasse mit der S-Bahn in der Zufahrt auf München Hbf. wird wohl dabei nicht helfen. Mehr dazu von GoAhead Bayern Pressesprecher Winfried Karg.
Fazit
Natürlich ist der Eurocity Express konkurrenzlos schnell, wenn man einfach von München bzw. Lindau nach Memmingen oder Buchloe fahren möchte. Nun werden diese Halte aber stündlich direkt miteinander verbunden, wenn auch mit Go Ahead natürlich langsamer. Für alle anderen bringen die neuen Regionalverbindungen aber große Verbesserungen, sowohl in Bezug auf die Fahrzeit als auch auf die Taktdichte. Schon im nächsten Jahr wird GoAhead Bayern übrigens die nächste Verbindung übernehmen. Auf den Augsburger Netzen wird der Blau weiße Bahnanbieter dann mit Desiro HC und Mireo Zügen München und Augsburg verbinden. Mehr dazu dann vielleicht in einem Jahr.