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Branche
Müller Frauenfeld AG

Zweiwegefahrzeuge - so werden sie entwickelt, gebaut und eingesetzt

Branchenvideo
Drohnenvideo
YT_E | Ö-D-CH
Fahrzeug-Portrait
Branchenbeitrag
Fachbeitrag
Hochladedatum: 23. Oktober 2021 | Video-Erstelldatum: 23.10.2021 | Ersteller: Eisenbahn in Ö D CH
youtu.be | Branchenvideo, Drohnenvideo, YT_E | Ö-D-CH
00:09:33 Videolänge

Videobeschreibung:

In diesem Video sehen wir uns an, wie das Schweizer Unternehmen Müller Technologie die unterschiedlichsten Zweiwegefahrzeuge herstellt. Ganz allgemein betrachten wir, welche Arten dieser bimodalen Geräte es gibt und für welch unterschiedliche Aufgaben sie eingesetzt werden.

Danke an Müller für die tolle Zusammenarbeit und die Unterstützung bei diesem Beitrag!


Weiterführende Informationen:

Das Videoskript zum Nachlesen

In diesem Video sehen wir uns wie versprochen mal wieder Baufahrzeuge an. Konkret geht es um die außergewöhnliche aber sehr wichtige Gattung der Zweiwegefahrzeuge. Wie der Name schon andeutet, können diese unterschiedlichen Gerätschaften sowohl auf der Straße als auch auf der Schiene fahren und sind so besonders flexibel. Schließlich müssen sie nicht auf Abstellgleisen geparkt werden, werden einfach auf der Straße von einem Einsatzort zum anderen gebracht und sind obendrein auch noch günstiger als reine Schienenfahrzeuge.

Dieser Beitrag wird unterstützt von Müller Frauenfeld.

Grob gesehen gibt es drei Arten von Zweiwegefahrzeugen. Bei der ersten und sehr seltenen Art kann das Fahrzeug in einen Zugverband eingegliedert werden. Der Rahmen wird dafür speziell verstärkt, um die Kräfte des Zuges durch das Fahrzeug zu leiten.

Bei der zweiten Art kann das nicht in der Zugskomposition mitgeführt werden. Häufig wird dieses Fahrzeug jedoch als Zugfahrzeug oder Unterhaltsfahrzeug eingesetzt. Es verfügt über einen eigenen Fahrantrieb, welcher von den Strassenräder unabhängig ist. Diese Version ist deutlich weiter verbreitet - oft sind dies große Lastwagen oder auch Unimogs.

Und dann existieren noch Zweiwegefahrzeuge, bei denen das Fahrzeug über den bestehenden Antrieb der Straßenräder auf dem Gleis angetrieben wird. Das hat den Vorteil, dass diese Fahrzeuge günstiger in der Konstruktion sind. Oft werden Bagger und Dumper so konzipiert.

Die Höchstgeschwindigkeit von Zweiwege-LKWs und ähnlichem beträgt auf der Schiene üblicherweise maximal 40 km/h, auf der Straße gilt die übliche Geschwindigkeitsbegrenzung.

Das Einsatzgebiet der Geräte ist breit, meist werden sie aber für den Unterhalt von Bahnstrecken und Anlagen verwendet.

Spannend ist aber nicht nur, wo sie eingesetzt werden, sondern auch, wie sie entstehen. Denn Zweiwegefahrzeuge kommen nur selten aus der Massenproduktion sondern werden speziell für die jeweiligen Kunden entwickelt.

In diesem Bereich ist auch das Schweizer Unternehmen Müller Technologie tätig. Deshalb sehen wir uns die Entstehung eines solchen Fahrzeugs an ihrem Beispiel an.

Müller stellt Zweiwegefahrzeuge für Importeure und Endkunden her - diese kommen oft nur mit dem Einsatzzweck und Müller erarbeitet alles weitere: Art des Fahrzeuges, Aufbau, Fahrwerke, Ausstattungen, die Zulassung und mehr.

Der Einsatzzweck des Fahrzeuges gibt häufig die Gestaltung des Fahrwerks vor. Die Gleisfahrwerke werden durch Müller Technologie selbst entwickelt. Die Steuerung des Zweiwegefahrzeugs verschmilzt mit der des Standardgeräts, die Bedienung soll schließlich so intuitiv wie möglich sein. Auch Sicherheitsfunktionen werden übernommen, beispielsweise Kameras für die Rundumsicht beim Aufgleisen des Geräts.

Wenn festgelegt wurde, woraus das Fahrzeug bestehen soll, folgt die Konstruktion im CAD. Diese Vorarbeit ist äußerst wichtig, denn das Modell soll komplett übernommen werden um eine reibungslose Montage und Produktion der notwendigen Teile zu ermöglichen.

Die Produktion selbst besteht ebenfalls aus mehreren Schritten: Müller selbst macht die elektrische, die mechanische die und hydraulische Montagearbeit und die Indizierung von Software. Weniger komplexe Fertigungsschritte wie Laserschneiden oder Drehen und Fräsen werden extern beauftragt, die meisten Lieferanten hierfür kommen aus der Schweiz. Bei größeren Stückzahlen hat Müller Technologie auch die Kompetenz, Rohbauteile in anderen Ländern fertigen zu lassen.

Die Entwicklung und Produktion können von den Kunden sehr eng begleitet werden, wenn diese das möchten.

Am Ende des Prozesses stehen die Inbetriebnahme und die Erstellung von Zulassungsnachweisen, da das Fahrzeug natürlich im Schienenverkehr zugelassen werden muss. Dazu gehört auch eine bahnspezifische Schweißnorm. Viele Limitierungen sind zu beachten, deshalb geschehen Entwicklung und Zulassungsarbeiten parallel.

Alle Stränge laufen also bei Müller Technologie zusammen. Der Vorteil für den Kunden dabei: er hat nur einen Ansprechpartner: ganz egal ob bei der Produktion oder nach dem Verkauf bei Service, Änderungen oder Problemen. Sogar ein 24h Service vor Ort wird angeboten.

Auch die Lieferzeit ist kurz: bei aufwendigen Projekten können die Kunden rund ein Jahr nach Bestellung mit ihrem fertigen Fahrzeug rechnen - kleinere Aufträge sind oft nach wenigen Monaten fertiggestellt. Müllers kurze interne Wege machen dies möglich.

Nun, wo wir ungefähr wissen, wie Zweiwegefahrzeuge entstehen, wird es Zeit, uns einige der Projekte von Müller anzusehen.

Erst kürzlich fertiggestellt hat Müller einen Zweiwege-Raupenbagger, der eben sowohl einen Raupenantrieb für den normalen Baustellenbetrieb besitzt, als auch Eisenbahnräder für den Einsatz auf der Schiene. So können Baustellen sehr unterschiedlichen Terrains mit einem Fahrzeug bewältigt werden. Müller bietet hier den Umbau von Baggern verschiedener Hersteller an.

Weit größer als ein Bagger ist der Saugmäher Graziella, der für einen LKW wirklich gigantische Ausmaße annimmt. Er wird für Mäharbeiten sowohl auf der Schiene als auch auf der Straße eingesetzt. Das Mähgut wird anschließend in den Tank im Fahrzeug eingesaugt, die Böschungen nicht zusätzlich gedüngt und wuchern so weniger. Das Fahrzeug besitzt eine drehbare Kabine und ist mit den aktuellsten technischen Errungenschaften für maximale Sicherheit und Bedienfreundlichkeit ausgestattet. Auch hier zeigt sich wieder der Vorteil vom Müllers Rundum-Service: Wartungen oder Revisionen, wie ihr sie hier seht, werden direkt vom Hersteller durchgeführt, wodurch das vorhandene Know-How bestmöglich genutzt wird.

Foto: Müller Frauenfeld AG

Auch recht neu ist das Zweiwegefahrzeug Yak, das ebenfalls auf einem großen MAN-LKW aufbaut. Hier mit einem Kran und Ladefläche ausgestattet, sind auch völlig andere Aufbauten denkbar und möglich. Beim Aufgleisen wird das gesamte Fahrzeug hochgehoben und der Antrieb verlagert sich auf die Schienenräder. Die Stabilität des Fahrzeugs im hochgehobenen Zustand ist bemerkenswert, ebenso, wie einfach und schnell auf die Schiene aufgegleist werden kann. Einige Zweiwegefahrzeuge vom Müller benötigen zum Aufgleisen nicht einmal bestimmte Stellen: sie können einfach an das normale Gleisbett heranfahren und dort auf die Schiene wechseln. Wie die anderen großen Zweiwegefahrzeuge wird auch Yak egal ob auf Straße oder Schiene mit derselben Steuerung bedient. Auch daran lässt sich erkennen, dass ein Intuitives Bedienkonzept für den Benutzer eine hohe Priorität besitzt.

Zweiwegefahrzeuge sind aber nicht nur für die Instandhaltung von Bahnstrecken geeignet, wie die Rettungsfahrzeuge von Müller für die rhätische Bahn zeigen. 6 Stück dieser außergewöhnlichen LKW wurden bestellt, sie sind mittlerweile mit hoher Zuverlässigkeit bei der RhB unterwegs. Ursprung der Beschaffung war eine neue Verordnung, dass Feuerwehren innerhalb einer Stunde am Einsatzort sein müssen. Das ist in den bergigen Regionen, in denen die rhätische Bahn verkehrt, über die Straße kaum möglich. Nun, da die LKW auf der Schiene fahren, kann die Frist eingehalten werden: Die Fahrzeuge sind auf unterschiedliche Feuerwehren verteilt und werden im Notfall in der Nähe der ihrer Station eingegleist und zum Einsatzort gefahren. Die 244 PS starken Trucks transportieren sowohl Feuerwehrleute als auch das wichtigste Rettungsmaterial. Außerdem sorgt eine Magnetschienenbremso vor allem bei steilen Strecken für zusätzliche Sicherheit.

Das aktuellste Projekt der Müller Technologie im Bereich Zweiwegefahrzeuge ist der Umbau von neuen Mercedes-Benz Unimogs für eine Tauglichkeit auf Straße und Schiene. Auch hier werden die Schienenräder wieder direkt hydrostatisch angetrieben. Durch die in der Breite veränderbaren Schienenräder kann der Unimog, wie viele andere Fahrzeuge von Müller auch, sowohl auf Meterspur als auch auf Normalspur eingesetzt werden. Der Kunde wird aus sehr unterschiedlichen Aufbauten wählen können. Hier werden nur durch die Zulassungskriterien Grenzen gesetzt. Auch die Option für eine hydraulische Anhängerbremse besteht, um auf der Schiene auch noch einen Zweiwege-Anhänger ankuppeln zu können.

Foto: Müller Frauenfeld AG