Öffi-Ausbau als Jahrhundertchance für die Stadt Salzburg und die Umlandgemeinden
Seit Jahren spitzt sich die Verkehrs- und Stauproblematik zu. Am 10. November haben es die Bürgerinnen und Bürger selbst in der Hand, die Weichen für eine lebenswerte Stadt und nachhaltige Verkehrslösung zu stellen. Der Salzburger ...
„Es geht um nichts weniger als um die Zukunft unseres Landes. Der Verkehr beschäftigt jeden Menschen und deshalb arbeiten wir Schritt für Schritt daran, die Mobilitätswende in Salzburg voranzutreiben. Die Grundlage dieser neuen Mobilitätslösung ist der S-LINK mit allen umsetzbaren Nebenbahnen sowie der Nahverkehrsplan, der über die Stadtgrenzen hinweg weitergedacht wird. Daneben gibt es zahlreiche Begleitprojekte, die wir angehen möchten: Ausbau der Radwege, S-Bike, Fußgängerkonzepte, mehr Park-and-Ride-Anlagen, Mikro-ÖV und vieles mehr. Alle diese Maßnahmen ergeben aber nur Sinn, wenn wir den öffentlichen Verkehr gesamtheitlich denken und die verschiedenen Verkehrsmittel noch besser aufeinander abstimmen. Darum ist es so wichtig, dass wir als leistungsstarke Zubringer unsere Schienenverbindungen, mit dem S-LINK als Herzstück, ausbauen. Wir können uns vom Bund mehr als eine Milliarde abholen, das ist bereits zugesagt und wenn wir das nicht nutzen, wäre das fahrlässig für unsere Kinder und Enkelkinder. Ein weiterer Stillstand würde eine Gesamtverkehrslösung für den Großraum Salzburg nur teurer machen. Daher appelliere ich an alle, ihr Stimmrecht wahrzunehmen und eine mutige Entscheidung zu treffen“, bekräftigt Landeshauptmann-Stellvertreter Stefan Schnöll den notwendigen Blick auf eine Gesamtlösung.
Stadträtin Anna Schiester stellt dazu fest: „Der öffentliche Verkehr ist das Rückgrat eines jeden Verkehrssystems. Es ist unsere Aufgabe als Politik, das zu tun, was notwendig ist. Und das ist ein klarer Auftrag, den öffentlichen Verkehr auszubauen und endlich den Vorrang einzuräumen, der ihm gebührt! Das bringt uns in Salzburg langfristig mehr Lebensqualität und eine bessere Erreichbarkeit der Innenstadt sowie der Umlandgemeinden. Und: Es bringt uns beim Klimaschutz weiter! Um eine funktionierende, attraktive Öffi-Anbindung für alle Generationen zu gewährleisten, sind auch der Ausbau von Mikro-Verkehrsangeboten und Bike-Sharing ein wichtiger Eckpfeiler. Was es braucht, dass Öffis in Stadt und Land in Zukunft endlich richtig attraktiv sind, liegt auf der Hand: Ein verlässlicher Takt, bequem und pünktlich von A nach B kommen – ohne mit den Autos im Stau zu stehen – und natürlich Kundenfreundlichkeit.“
„Zehntausende Pendlerinnen und Pendler stehen täglich im Stau, aber auch innerstädtisch stagniert der Verkehr vielerorts. Um die Verkehrssituation in Salzburg nachhaltig zu verbessern, müssen wir über den Tellerrand blicken. Die vorliegende Mobilitätslösung ist ein Meilenstein und fasst erstmals die zentralen Handlungsfelder für eine zukunftsfitte Gestaltung des öffentlichen Verkehrs über die Stadtgrenzen hinaus zusammen. Der Fokus liegt auf dem Ausbau der Nord-Süd-Achse, einer starken Ost-West-Achse und Mikro-ÖV Konzepten für die erste und letzte Meile. Die teils unterirdische Verlängerung der Lokalbahn mit Anbindung der Altstadt ist das Herzstück. Sie macht eine schnelle, stauunabhängige Verbindung möglich und schafft oberirdisch Raum für die Durchbindung der Regionalbusse vom Seengebiet bis nach Wals sowie Begegnungszonen am Mirabellplatz, in der Rainerstraße und entlang der Salzach“, betont Johannes Gfrerer, Geschäftsführer des Salzburger Verkehrsverbundes.
Im Rahmen eines Pressegesprächs wurden die zentralen Handlungsfelder vorgestellt. © Salzburger Verkehrsverbund/Neumayr/Leo
Akuter Handlungsbedarf: Salzburg ist Österreichs Stauhauptstadt Nummer 1
Salzburg ist die Stauhauptstadt Österreichs, der öffentliche Verkehr stellt keine Alternative für die Bewohnerinnen und Bewohner dar, weil auch die Busse kaum vorankommen und damit keine verlässliche Alternative zum Auto sind. Der Grund ist, dass zwischen der Mozartstadt und dem Umfeld ein reger Austausch von Berufstätigen und Menschen, die hier ihre Ausbildung absolvieren, stattfindet. So pendeln täglich rund 60.000 Personen in den wirtschaftlichen Knotenpunkt ein, weitere etwa 18.600 Menschen pendeln aus der Landeshauptstadt aus.
„Dazu kommen noch einmal 61.400 Personen, die sich innerhalb der Stadtgrenzen bewegen. Bei diesen Zahlen sind jene Fahrten, die durch den Freizeitverkehr verursacht werden, noch gar nicht mitberücksichtigt“, verweist Johannes Gfrerer auf Zahlen der Statistik Austria.
Die Problematik zeigt sich besonders während der Zeiten des Berufsverkehrs und wird durch die mehr als 6,5 Millionen Tagestouristinnen und Tagestouristen pro Jahr noch verschärft.
Auch fehlt es im Salzburger Zentralraum an Durch- und Direktverbindungen aus der Region in die Stadt. So gut wie alle Bus- und Bahnlinien aus dem Flachgau enden im Nordosten der Mozartstadt beim Hauptbahnhof. Ein Großteil der Pendlerinnen und Pendler muss aber weiter, womit die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln für den Großteil unattraktiv ist. Ähnlich ist die Situation für Pendler, die aus dem Tennengau kommen. Um die Wohn- und Lebensqualität in der Stadt Salzburg aufrechtzuerhalten und den Wirtschaftsstandort abzusichern, besteht im Bereich der Mobilität akuter Handlungsbedarf.
Salzburger Mobilitätslösung im Überblick
Der Schwerpunkt im Zuge des Öffi-Ausbaus liegt auf den regional geprägten Schnellverbindungen vom Norden in den Süden der Stadt sowie von Ost nach West. Weitere konkrete Ausbaustufen sehen eine Anbindung der Messe vor. Im Zuge weiterer Untersuchung werden auch ein Ausbau bis zum Flughafen sowie eine Umsetzung der Stieglbahn und eine Bahn zum Königsee ins Auge gefasst. Die Feinverteilung übernimmt der Stadtbusverkehr bzw. gibt es für die Gemeinden Mikro-Öffi-Konzepte, die vom Salzburger Verkehrsverbund und vom Land Salzburg jetzt bereits großzügig unterstützt werden. So kann für jede Gemeinde eine optimale Anbindung an die Öffi-Hauptschlagadern gewährleistet werden.
„Durch den Ausbau des öffentlichen Verkehrs sollen alle Gemeinden im Zentralraum Salzburg optimal angebunden sein. Wir haben jedoch das Problem, dass wir in der Stadt nicht noch mehr Busse schicken können, weil wir an der Oberfläche an die Kapazitätsgrenze gelangt sind. Deshalb ist es so wichtig durch die Stadt ein leistungsstarkes Verkehrsmittel zu schaffen, dass den Bussen an der Oberfläche nicht im Weg steht. Die Verkehrsressorts von Stadt und Land, der Salzburger Verkehrsverbund und die S-LINK Projektgesellschaft arbeiten hochprofessionell zusammen und diese neue Mobilitätslösung wurde auch unter Mitwirkung von zahlreichen Stakeholdern und Experten ausgearbeitet. Das beweist für mich: Der öffentliche Verkehr wird nicht mehr aus politischem Kalkül und auf Zuruf geplant, sondern auf Grundlage des tatsächlichen Bedarfs und diesen Weg möchte ich auch in Zukunft beibehalten“, bekräftigt Schnöll.
Stefan Knittel, Geschäftsführer Salzburger Regionalstadtbahn Projektgesellschaft © Salzburger Verkehrsverbund/Neumayr/Leo
Nord-Süd-Achse als Hauptschlagader
Das Modernisierungs- und Ausbauprogramm der Salzburger Lokalbahn im Flachgau läuft bereits auf Hochtouren und schreitet weiter voran.
„Ziel all dieser Maßnahmen ist es, die Qualität für die Fahrgäste kontinuierlich und nachhaltig zu verbessern und die Kundinnen und Kunden rascher, sicherer und komfortabler an ihr Ziel zu bringen. Ab Dezember 2028 kann ab Bürmoos ein pünktlicher und verlässlicher Viertelstundentakt angeboten werden. Diesen kann man mit der unterirdischen Verlängerung der Lokalbahn sogar auf einen 7,5 Minuten-Takt im Stadtgebiet ausbauen. Höhere Kapazitäten durch längere Züge, höhere Geschwindigkeit und mehr Sicherheit – im Stadtverkehr kann die Lokalbahn ihre Vorteile voll ausspielen“, betont Johannes Gfrerer und ergänzt: „Ein moderner öffentlicher Verkehr braucht moderne Infrastruktur, damit er sich weiterentwickeln kann.“
Johannes Gfrerer, Geschäftsführer Salzburger Verkehrsverbund © Salzburger Verkehrsverbund/Neumayr/Leo
Durch die Altstadt von Salzburg ist die Realisierung einer verlässlichen, vom Individualverkehr und damit vom Stau unabhängigen Schienenachse die beste Möglichkeit, eine effiziente und zukunftsfähige Öffi-Hauptschlagader anzubieten. Diese neue Hauptachse soll im Bereich der Altstadt und zur Querung der Salzach unterirdisch geführt werden. 14 Varianten, sechs davon an der Oberfläche, wurden von der S-LINK Projektgesellschaft geprüft, wobei sich die unterirdische Streckenführung bis mindestens zur Akademiestraße als beste Lösung herauskristallisiert hat.
Damit kann eine direkte Erreichbarkeit der Innenstadt für tausende Pendler bewerkstelligt werden. Die als „S-LINK“ bezeichnete neue Infrastrukturachse ist die Verlängerung der bestehenden Salzburger Lokalbahn, die Gemeinden im Norden mit der Stadt verbindet, derzeit aber nur bis zum Hauptbahnhof. Künftig soll die Altstadt rechts der Salzach mit der Haltestelle Mirabellplatz, links des Flusses mit der Haltestelle Mozartplatz und Nonntal direkt erreichbar sein. Anschließend soll die Strecke weiter entlang von Schulzentren in den Süden bis Hellbrunn, Anif, Rif, Rehhof und Neualm bis zum Bahnhof von Hallein, der zweitgrößten Stadt des Bundeslandes führen.
Verlängerung der Lokalbahn: Status Quo und Ausblick
Im April stellte die S-LINK Projektgesellschaft den gesamten Trassenkorridor südlich bis nach Hallein zum Start der Dialogforen vor.
„Schon damals haben wir bewusst betont, dass es sich zum aktuellen Planungsstand noch um keine finale Trasse, sondern um einen empfohlenen Korridor unter Berücksichtigung aller Verkehrsträger handelt, der sukzessive im Rahmen der Möglichkeiten verfeinert wird“, erläutert Stefan Knittel, Geschäftsführer der S-LINK Projektgesellschaft.
In den letzten Monaten nahm so die Projektgesellschaft Anregungen von Bürgerinnen und Bürgern, Anwohnerinnen und Anwohnern sowie Grundbesitzerinnen und Grundbesitzern auf – über 500 Leute besuchten die regionalen Dialogforen.
„Alle Anregungen, die wir bekommen haben, nehmen wir ernst und evaluieren diese. Konkrete Wünsche zur noch größeren Berücksichtigung von Naherholungsgebieten gab es auf etwa 5 % der Streckenlänge – sowohl in Anif als auch an der Grenze zwischen Neualm und Oberalm, welche im Austausch mit Betroffenen und Interessierten vertieft auf Umsetzbarkeit untersucht werden. Falsche Interpretationen zur Verkehrsabwicklung auf der Alpenstraße werden zur besseren Verständlichkeit neu aufbereitet. Von einer neuen Trasse oder gar Neuplanung kann aber dabei sicher keine Rede sein. Im laufenden Prozess des Trassenauswahlverfahrens wird die Trasse gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern in Lage und Höhe verfeinert und optimiert, um so unter Berücksichtigung einer möglichst großen Anzahl von Menschen bereits in diesem Projektstadium einen kompromissfähigen abgestimmten Korridor weiter einzugrenzen“, ergänzt Knittel.
Starke Ost-West-Achse und Anbindung an Messe
Als weiteren großen Vorteil sieht das ÖV-Mobilitätskonzept des Salzburger Verkehrsverbundes die Realisierung verlässlicher Ost-West-Direktverbindungen vor. Dank der geplanten Entflechtung der Verkehrsströme durch die Lokalbahn, können die Regionalbuslinien aus dem Flachgau weiter über die Salzach in das Zentrum geführt werden. Die anschließende Feinverteilung der Reisenden soll durch die städtischen O-Busse erfolgen, wobei für die erste bzw. letzte Meile die Umsetzung eines Bike-Sharing-Konzept geplant ist.
Großes Potenzial birgt auch die Anbindung an die Salzburger Messe. So ist für eine Messebahn die Nutzung für den touristischen Busverkehr mit einem Reisebusterminal am Areal der Messe und für Tagesbesucher vorgesehen. Damit könnten laut Untersuchungen 40.000 Fahrten pro Jahr von Touristenbussen im Stadtzentrum wegfallen. Durch die optimale Anbindung des Reisebusterminals an den öffentlichen Verkehr, können Tagestouristinnen und Tagestouristen schnell und staufrei in die Altstadt gelangen.
Öffi-Ausbau bringt enorme Vorteile für die Menschen
Die Vorteile des Mobilitätskonzeptes für Pendlerinnen und Pendler, Bewohnerinnen und Bewohner, Kommunen sowie Steuerzahlerinnen und Steuerzahler liegen auf der Hand: Mit der Realisierung leistungsfähiger Angebote im Bereich des öffentlichen Verkehrs wird der Stau reduziert – aktuell verlieren die Salzburger dadurch 52 Stunden pro Jahr –, gleichzeitig sinkt die Belastung für die Umwelt. Verkehrserhebungen belegen ein hohes Umsteigepotenzial vom Pkw auf die Öffis. Geht man von einer Bus- und Bahnverdichtung sowie von weiteren Maßnahmen wie der Parkraumbewirtschaftung in der Salzburger Innenstadt und der Verlängerung der Lokalbahn aus, so prognostiziert die Studie der ZIS+P Verkehrsplanung aus dem Jahr 2023 70.000 öffentliche Fahrten pro Tag und dadurch eingesparte 136.000 PKW-km pro Tag.
Es können weiters EU-Strafzahlungen in Milliardenhöhe vermieden werden, die durch das Verfehlen der Klimaziele drohen. So sind derzeit alle Bundesländer im Verkehrssektor weit von der geplanten Senkung der Treibhausgasemissionen entfernt. Ein weiterer finanzieller Aspekt ist die Zusage des Bundes, die Kosten für den Ausbau des Schienennetzes im Stadtgebiet zu 50 Prozent mitzufinanzieren. Diese Mittel stammen aus der Mineralölsteuer und können nur für Verkehrsprojekte eingesetzt werden, weshalb sie bereits Begehrlichkeiten in Graz, Linz und Wien geweckt haben.
„Mit dem Infrastrukturprojekt eröffnen sich neue Möglichkeiten für eine attraktive, verkehrsberuhigte und klimafitte Neugestaltung unserer Stadträume. Grün- und Aufenthaltsflächen können gestaltet werden, um einer Überhitzung der Stadt entgegenzuwirken und Wohlfühl- und Verweilzonen geschaffen werden“, führt Stadträtin Anna Schiester einen zusätzlichen Mehrwert für die Menschen in der Stadt Salzburg aus.
Anna Schiester, Stadträtin für Raumplanung und Verkehr © Salzburger Verkehrsverbund/Neumayr/Leo
Am 10. November sind die Bürger am Wort
Die Bürgerinnen und Bürger in der Stadt Salzburg und den Umlandgemeinden des Flach- und Tennengaus haben es bei der Befragung am 10. November in der Hand, nach 50 Jahren Diskussionen über die Verlängerung der Lokalbahn die Weichen für eine zukunftsfähige und umweltfreundliche Verkehrslösung zu stellen. Und zwar nicht nur für die kommenden Jahre, sondern für die nächsten Generationen.
Die Chance auf weniger Staus und mehr Lebensqualität durch die Rückgewinnung von öffentlichem Raum winkt nicht nur den Bewohnern der Mozartstadt.
„Auch all jene, die nach Salzburg pendeln, um hier zu arbeiten oder ihre Ausbildung zu absolvieren bzw. die Landeshauptstadt durchqueren müssen, werden von der Umsetzung der ganzheitlichen Salzburger Mobilitätslösung mit der Verlängerung der Lokalbahn (S-LINK) als Herzstück profitieren“, sind Schnöll und Gfrerer überzeugt.
Stefan Knittel, Geschäftsführer Salzburger Regionalstadtbahn Projektgesellschaft © Salzburger Verkehrsverbund/Neumayr/Leo
Das Generationenprojekt ist eine Jahrhundertchance und stärkt die Standorte in Stadt und Land. Durch die Schaffung von Arbeitsplätzen und das Entstehen neuer Knotenpunkte entlang der Strecke wird die Region besser erschlossen und damit ein langfristiger Impuls gesetzt.
Abhängig von behördlichen Genehmigungsverfahren ist ein Baustart bereits im Jahr 2025 möglich.
Pressemeldung Reichl und Partner