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Verkehrsverbund Tirol (VVT)
Busverkehr im Stubaital

BusfahrerInnen hängen das Lenkrad an den Nagel! | Mangel an BusfahrerInnen in ganz Tirol!

[Presseaussendung]
von AIM

Es hat nicht lange gedauert, am anderen Ende der Leitung VVT-Geschäftsführer, dass ihn das, was der ORF von sich gegeben hat, nicht glücklich mache. Nun, meine Absicht war es ja gar nicht den VVT-Chef glücklich zu machen, ...

BusfahrerInnen hängen das Lenkrad an den Nagel!

Der ORF wollte gestern von mir in meiner Funktion als Fahrgastvertreter und Sprecher des ArbeitsKreises FAHRGAST Tirol eine Stellungnahme, und zwar zu jenen Umständen, die in BAYERN schon länger auf der Tagesordnung stehen und die sich zwischenzeitlich auch bei uns in TIROL eingeschlichen haben: Personalmangel im öffentlichen Verkehr!

Ich mag’s zwar nicht, wenn ich Medien gegenüber ad hoc irgendwelche Stellungnahmen abgeben soll. Aber nachdem Garmisch-Partenkirchen im Werdenfelser Land und Innsbruck nicht nur gemeinsam haben, dass zwischen der Tiroler Landeshauptstadt und dem Zentrum des Werdenfelser Landes schon seit mehr als einem Jahr kein durchgehender Zug mehr verkehrt (wegen maroder Bahninfrastruktur in Bayern) sondern auch durch den Mangel an BusfahrerInnen geeint werden, weshalb z.B. der Ortsbus jenseits der Staatsgrenze seit einigen Monaten nur noch im Stundentakt verkehrt („Ein absolutes Drama“: Wegen Personalmangel fahren Garmisch-Partenkirchner Ortsbusse nur mehr stündlich), blieb mir nichts anderes übrig. Also habe ich dem ORF gegenüber mehr oder weniger spontan eine Stellungnahme abgegeben.

Ich habe es ja schließlich höchst persönlich erlebt, dass auch in Innsbruck Busse ausfallen!

Ein einziges Beispiel möge genügen: Ich stand am 13. September 2023 um 00:38 Uhr im Innsbrucker Ortsteil Kranebitten an der Bahnhaltestelle und wartete auf den Schienenersatzverkehrsbus, weil die Bahnstrecke wegen Unwetterschäden gesperrt war. Der Bus ist allerdings nicht gekommen! Zwischenzeitlich wurde mir von den ÖBB bestätigt, dass der Bus mangels FahrerInnen nicht verkehren konnte, obwohl im online-Fahrplan kein Hinweis zu finden war, dass der Bus ausfallen wird.

Nachdem der automatische Lautsprecher am Bahnsteig leider nur lauter unsinniges Zeug geredet hat, fiel mir um ca. 00:55 Uhr plötzlich ein, dass der Wendeplatz der Busse der Innsbrucker Verkehrsbetriebe (IVB) in der Nähe der Bahnhaltestelle liegt und dass vielleicht noch ein NightLiner verkehren könnte. Und siehe da, ich erwischte gerade noch den letzten IVB-Nachtbus mit der Abfahrt um 01:03 Uhr! Glück gehabt! Denn als Handyloser (das "o" ist bitte als "o" zu lesen und nicht im Sinne eines englischen "u"; denn ich habe das Handy weder verloren, noch fühle ich mich als Loser [jetzt steht das "o" bitte für ein englisches "u"]; ich bin einfach nur einer jener Exoten, die kein Handy besitzen) kann man mitten in der Nacht nicht so ganz leicht ein Taxi in die "Pampa" beordern. Der etwas mehr als 7 Kilometer weite Fußweg bis zum Innsbruck Hauptbahnhof wäre auch zu nachtschlafender Zeit ein ziemlich weiter gewesen!

Was der ORF aus meiner Stellungnahme gemacht hat, kann bei Interesse nachgehört werden (Radio Tirol, Tiroler Landesnachrichten von heute, 26. September 2023; der Stream von Radio Tirol startet in der Regel erst nach einem kurzen Werbespot und ist noch 6 Tage verfügbar).

Ich war eigentlich der Meinung, dass der ORF meine Stellungnahme ganz gut wiedergegeben hat. Beim Verkehrsverbund Tirol (VVT) scheint man das allerdings etwas anders zu sehen! Denn es hat nicht lange gedauert, bis das Telefon an meinem Arbeitsplatz klingelte und sich am anderen Ende der Leitung VVT-Geschäftsführer, Dr. Alexander Jug, bemerkbar machte, indem dieser meinte, dass ihn das, was der ORF von sich gegeben hat, nicht glücklich mache. Nun, meine Absicht war es ja gar nicht den VVT-Chef glücklich zu machen, sondern einige zum Teil wenig erfreuliche Fakten ganz klar auf den Punkt zu bringen.

Wie dem auch sei, der VVT-Chef hat mich gebeten, ihn bei Gelegenheit aufzusuchen, weil er mir erklären möchte, dass Ausschreibungen von Verkehrsdienstleistungen, bei denen der Angebotspreis zu 60 % und die Qualität zu 40 % berücksichtigt werden, im internationalen Vergleich gar nicht so schlecht wären.

Um die Sache verständlicher zu machen, verweise ich auf ein konkretes Beispiel einer 60-zu-40-Ausschreibung ZU LASTEN DER QUALITÄT (!?!): Zuschlag für Südtiroler SAD.

Ich habe am Telefon zum VVT-Chef ganz bewusst gesagt, dass mir jene Aussage, welche der Nassereither Bürgermeister Herbert Kröll in diesem Zusammenhang gemacht hat (wer will kann das unter dem angegeben Link nachlesen), sehr wichtig ist: „Es kann nicht alles über den Preis gehen!“ und dass ich der Meinung bin, dass wir in einer Demokratie leben, weshalb es legitim ist, wenn wir vom ArbeitsKreis FAHRGAST Tirol z.B. eine 50-zu-50-Ausschreibung fordern, falls es so sein sollte (?), dass uns bei 60-zu-40-Ausschreibungen die BusfahrerInnen davonrennen, weil um diesen Preis (Lohn/Gehalt) und auch aufgrund mangelnder Wertschätzung kaum noch jemand angesichts fehlender Sanitäreinrichtungen (Toiletten) sowie auch angesichts von Fahrgästen, welche sich immer öfter nicht zu benehmen wissen, Tag und Nacht Schicht, Wochenende- und Unterbrecherdienste leisten kann.

Der nächste Schritt wird also jetzt darin bestehen, dass ich mir vom VVT-Chef die 60-zu-40-Ausschreibungen genau erklären lasse, wobei ich das Argument, dass diese Ausschreibung im internationalen Vergleich gar nicht soooooooooooooo schlecht wären, kritisch hinterfragen werde. Denn wir brauchen hier in TIROL keine internationalen Zustände, wie es sie z.B. in BAYERN gibt, wo nicht nur Busfahrpläne immer wieder ausgedünnt werden, weil es zu wenig Fahrpersonal gibt, sondern wo aus demselben Grund auch immer wieder Züge ausfallen. Der Bahnverkehr funktioniert hier in TIROL im Gegensatz zu BAYERN momentan noch relativ verlässlich, weil es bei uns im Bahnverkehr bisher keine EU-weiten Ausschreibungen der Verkehrsdienstleistungen gegeben hat, wenn man von der Tiroler Außerfernbahn, wo es ohnedies fast keine Fahrgäste gibt, weil der Fahrplan im Rahmen einer internationalen Ausschreibung entsprechend miserabel gestaltet wurde, jetzt mal absieht!

In einem weiteren Schritt werden dann von meiner Seite BusfahrerInnen zu befragen sein, welche im Rahmen einer 60-zu-40-Ausschreibung tätig sind, um konkret feststellen zu können, wie sie ihre Arbeitsbedingungen selbst einschätzen.

Das werden einerseits BusfahrerInnen, welche im Rahmen der oben erwähnten Ausschreibung bei der Reisebüro Breuss, Touristikgesellschaft m.b.H. + Co KG tätig sind, sein (z.B. Regiobus Linie 355 INNSBRUCK - NASSEREITH).

Andererseits arbeiten auch BusfahrerInnen bei der Busreisen Tirol GmbH | Lüftner-Reisen im Rahmen einer 60-zu-40-Ausschreibung (Regiobuslinie 760 [ehemals 8311]: BRUCKHÄUSL - KIRCHBICHL - WÖRGL - KUNDL - BREITENBACH [- BRIXLEGG] und Regiobuslinie 770 [ehemals 4064]: WÖRGL - NIEDERAU - OBERAU - MÜHLTHAL - AUFFACH, wobei die Firma Lüftner auf der Linie 770, die Postbus AG als Subunternehmen beschäftigt).

Auf diese Art und Weise sollte es hoffentlich gelingen, sich ein einigermaßen zutreffendes Bild über die tatsächlichen Arbeitsbedingungen der BusfahrerInnen zu verschaffen, um so unsere weitere Vorgangsweise zur Beendigung des Personalmangels festlegen zu können.

Martin Teißl, ArbeitsKreis FAHRGAST Tirol