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Region
AT323 Salzburg und Umgebung
Branche
Salzburg AG
|
Salzburg Linien Verkehrsbetriebe GmbH (Obus)
Van Hool 271

Denn Sie wissen nicht, was sie tun… beim Obus

[Informationsverbund, Leserbrief]
von SK

Die nächste Obuskrise steht ins Haus, wenn man die Anzeichen richtig zu deuten vermag.

Ohne Protokoll, aber mit großer Tragweite sind die Sorgen rund um den Obus zu sehen, die die FPÖ zum Ausdruck bringt. Für Obusse fehlen Ersatzteile (Alternativlieferanten hat man wohl keine zur Hand oder rechtzeitig gesucht), bereits ausrangierte Fahrzeuge sollen nach einem Facelift wieder zum Einsatz kommen, dazu evtl. sogar Leihfahrzeuge von Albus, um den Obusbetrieb überhaupt aufrechthalten zu können. Durch die Wiedereinführung des Kassierens ist das nebst den verschiedenen Kassa-Systemen auch nicht so einfach. Der latente Personalmangel - nicht erst seit vorgestern bekannt - kommt noch dazu. Ein Armutszeugnis in mehrerlei Hinsicht.

2018 war die große Obuskrise. Neuanschaffungen wurden verschlafen, die Obusse rosteten dahin und fielen reihenweise aus, nicht alle Dienste konnten besetzt werden. Konsequenz: Fahrerrecruitung und schnell die teuren Hess-Obusse in der Schweiz bestellen, um wieder flott unterwegs zu sein – nebenbei bemerkt mit Rollstuhlrampen die nicht einsatzfähig sind. Dazu den vermeintlich zuständigen Vorstand Dr. Ebner entlassen/opfern und weiterwurschteln, als wäre nichts passiert.

Wie kam es dazu? 2014 entfernte man Mister Obus Gunter Mackinger, der sich sehr um den Obus verdient gemacht und ihn zum weltweiten Vorzeigebetrieb aufgebaut hatte. Sein Nachfolger Peter Brandl erhielt das System nach politischem Willen, der Obus hing am Tropf. Mit Martin Laimböck kam später Aufbruchstimmung und Hoffnung auf. Das darf doch nicht sein, dacht man sich wohl in der Konzernzentrale, also weg mit ihm und erstmals in der über 80jährigen Geschichte des Obus mit Gerlinde Hagler eine Frau an die Spitze setzen. In der Landtagssitzung im Jänner 2022 erklärte sie den Mandataren dann ausführlich die Personalsituation, die der zuständige Betriebsrat zurecht kritisierte. Er quittierte dies dann mit einem Maulkorb durch den für die ganze Misere der letzten Jahre verantwortlichen und zum Generaldirektor berufenen Vorstandsvorsitzenden Dr. Schitter. Tja, jetzt sind wir ein paar Monate weiter und alle Befürchtungen werden wohl wahr.

Die Stadt-ÖVP hält zudem an ihrem Schweizer Verkehrskonzept fest, um den Obus zu reformieren. Wie soll das ohne Fahrzeuge und ohne Personal funktionieren? Alleine die ganztägige Bedienung der Linie 12 zwischen Europark und Josefiau im 10-Minuten-Takt würde 10 Obusse und mindestens 22 Fahrer erfordern. Gibt’s die für die horrenden Konzeptkosten in der Schweiz gratis dazu? Weiß überhaupt noch jemand bei der Salzburg AG, was sie tun? Warten wir jetzt ab, was passieren wird. Falls doch auf der Linie 9 wieder Albus fahren muss, dann ist die getroffene Aussage „ohne Protokoll“, hiervon nichts zu wissen, unwahr und es glaubt den Verantwortlichen keiner mehr ein Sterbenswörtchen. Und diese sollen dann für das Megaprojekt S-Link mitverantwortlich sein, wenn es darum geht, den öffentlichen Verkehr in eine neue Ära zu tragen und während der Bauphase den Betrieb für die Fahrgäste möglichst ungestört abzuwickeln? Da wünscht man sich wahrlich Mister Obus und engagierte Menschen in die Führung und Planung zurück und herbei.

Salzburger Nachrichten, 15.06.2022