Doch kein Rasengleis in der Conrad-von-Hötzendorfstraße!

In buchstäblich letzter Minute wurde das versprochene Rasengleis doch noch abgesagt. Grund waren Sicherheitsbedenken der Einsatzkräfte. Auch wenn Sicherheit natürlich immer an erster Stelle stehen sollte, ist es doch erstaunlich, dass etwas, das international längst Standard ist, ausgerechnet in Graz immer wieder massive Probleme und schier unüberwindbare Hindernisse zu bereiten scheint. Warum wurden mögliche Behinderungen der Einsatzfahrzeuge nicht bereits bei der Planung berücksichtigt? Warum funktionieren Rasengleise überall sonst? Ist es in Graz Unwillen oder Unvermögen?

Rasengleise sind nicht nur schön, sondern sie wirken auch als natürlicher Lärmschutz, als Kühlung an heißen Sommertagen, und sie binden Feinstaub. Deshalb sind Rasengleise das beliebteste Gestaltungsmittel in modernen Straßenbahnbetrieben. „Die Straßenbahn hat uns einen Park gebracht“, urteilte einst der französische Politiker Alain Chénard. Vorerst wird es in Graz aber keine solchen „Parks“ im Straßenraum geben. Asphaltieren und Betonieren ist offenbar der Grazer Weg aus der Klimakrise, aber vielleicht helfen ja ein paar Sprühnebel…

Es war zu schön um wahr zu sein – ein echtes Rasengleis in der Asphaltwüste der Conrad-von-Hötzendorfstraße. Baulich getrennt, für Autos somit nicht befahrbar; ein grüner Teppich für unsere Tram. Ein Zeichen dafür, dass die Straßenbahn seit 1898 für umweltfreundliche und leistungsfähige E-Mobilität in Graz steht. Lange bevor es den Begriff der „E-Mobility“ überhaupt gab.

Leider war die Vorfreunde umsonst: das Rasengleis wurde abgesagt, der Gleiskörper wird asphaltiert. Eine weitere Chance für die Grazer Mobilitätswende wurde vertan. Die Conrad-von-Hötzendorfstraße muss ohnehin als Paradebeispiel misslungener Straßengestaltung genannt werden. Hier ist einfach alles schiefgelaufen: Der „Radweg“ ist lebensgefährlich und die Straßenbahn gerät ständig in Konflikt mit Autos, welche die Gleistrasse mangels baulicher Abtrennung als Überhol- und Abbiegespur missbrauchen, Unfälle inklusive. Ein derartiges Machwerk wäre in modernen Verkehrsbetrieben undenkbar. In Graz steht es sinnbildlich für den Stellenwert, den die Straßenbahn in unserer Stadt tatsächlich hat. Immerhin hat Verkehrsstadträtin Elke Kahr angekündigt, dass die baulichen Abtrennungen („Stuttgarter Schwellen“) wie geplant errichtet werden.

Eine moderne Straßenbahn auf Rasengleis und keine unsinnigen U-Bahn-Pläne – das ist die Zukunft des öffentlichen Verkehrs in Graz!